2025-08-04 HaiPress
Noch nie zuvor haben in Deutschland so viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine Nachfolge gesucht – warum das so ist,steht im neuen DIHK-Report Unternehmensnachfolge.
Für Kirsten Hirschmann,Präsidentin der IHK Heilbronn-Franken,die im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) in Sachen Gewerbeförderung und Unternehmensnachfolge federführend ist,sind die Zahlen weiter alarmierend. Deutschland gehen die Unternehmerinnen und Unternehmer aus. „Die Unternehmensnachfolge droht zum Wachstumshemmnis für den Mittelstand zu werden. Der DIHK-Report und unsere Zahlen in Baden-Württemberg zeigen klar: Immer mehr Übergaben scheitern an Bürokratie,Steuerlast und fehlenden Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Wir IHKs unterstützen unsere Unternehmen,wo wir können – aber ohne klare politische Signale für weniger Hürden und mehr Anreize wird die Lücke weiter wachsen,statt sich zu schließen“,prophezeit Hirschmann.
Wie angespannt die Nachfolgesituation für kleine und mittlere Unternehmen ist,zeigt der neue DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2025,basierend auf mehr als 50.000 persönlichen Kontakten,Beratungen und Informationsgesprächen der IHKs in Deutschland. Danach stehen in den kommenden zehn Jahren bundesweit bis zu 250.000 Betriebe zur Übergabe an. Ob sie alle einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin finden,ist mehr als ungewiss. Aktuell kommen bundesweit allein in den IHK-Beratungen auf rund 9.600 übergabewillige Unternehmerinnen und Unternehmer lediglich 4.000 Übernahmeinteressierte. Damit hat sich das Verhältnis seit 2019 nahezu verdoppelt. In Baden-Württemberg ist die Zahl der Nachfolgeinteressierten gestiegen. Somit hat sich das Verhältnis gegenüber dem Vorjahr verbessert,liegt mit 2,5 zu 1 aber immer noch leicht über dem Bundesdurchschnitt (2,4 zu 1).
Die IHKs empfehlen Unternehmerinnen und Unternehmern,die Nachfolge frühzeitig anzugehen. Unterstützung dabei gibt es von den IHK-Beraterinnen und -Beratern. Landesweit wurden 2024 mit Beratungsgesprächen sowie Veranstaltungen und verschiedenen anderen Formaten fast 3.500 Übergeberinnen und Übergeber erreicht – ein Plus von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die gute Nachricht: Die Zahl der Nachfolgeinteressierten in Baden-Württemberg ist im Vergleich zum Vorjahr um 75 Prozent gestiegen. „Doch das reicht nicht aus,um den wachsenden Bedarf aufzufangen“,ist sich die IHK-Präsidentin sicher. In bestimmten Branchen fällt die Lücke besonders deutlich aus: Im Gastgewerbe,im Handel sowie in der Finanzwirtschaft übersteigt das Angebot an Unternehmen die Nachfrage um das Dreifache,in der Verkehrsbranche sogar um das Vierfache. Auch in der IT-Branche und bei Dienstleistern sind doppelt so viele Unternehmen im Angebot wie es Interessierte gibt.
Die Ursachen für die angespannte Lage sind vielfältig – Kirsten Hirschmann: „Zwei Jahre wirtschaftlicher Rezession haben ihre Spuren hinterlassen. Die schleppende Konjunktur,ein insgesamt schwieriges Geschäftsumfeld sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise setzen vielen Unternehmen zu. Zusätzliche Belastungen entstehen durch gestiegene Arbeitskosten,ein hohes Maß an Bürokratie und komplexe Regulierungen. Viele Unternehmen beklagen Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft. Gleichzeitig erschwert der Fachkräftemangel nicht nur den laufenden Betrieb,sondern auch den Übergang an eine neue Generation. Immer mehr Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber erreichen das Ruhestandsalter,während gleichzeitig die Zahl gründungsaktiver Menschen in der Altersgruppe zwischen 18 und 40 Jahren zurückgeht.“
Insgesamt 27 Prozent der beratenen Unternehmerinnen und Unternehmer erwägen inzwischen die vollständige Schließung ihres Betriebs. In vielen dieser Fälle konnte keine geeignete Nachfolge gefunden werden. Etwa 48 Prozent der Übergebenden beabsichtigen,ihren Betrieb extern weiterzugeben,34 Prozent streben eine Übergabe innerhalb der Familie an. „Mit jedem Unternehmen,das keine Nachfolge findet,droht nicht nur der Verlust von Arbeitsplätzen und Ausbildungsplätzen,sondern auch das Wegbrechen regionaler Wertschöpfung und gesellschaftlichen Engagements. Besonders im industriellen Umfeld kann der Verlust eines einzigen Betriebs ganze Zuliefer- und Partnerstrukturen gefährden“,betont Kirsten Hirschmann abschließend.
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von weit mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es,in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-,Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag