2025-08-07 https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/us-zoelle-schweizer-befuerchten-wirtschaftseinbruch-a-91c97840-cfdd-4ebf-a297-30b196d18eee HaiPress
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Rolex-Uhr vor Geschäft in New York
Foto: Michael Nagle / Bloomberg / Getty Images
In der Schweiz wachsen die Sorgen vor wirtschaftlichen Schäden durch geplante US-Zölle: 39 Prozent auf Schweizer Importe hat US-Präsident Donald Trump angeordnet. Der Industrieverband der Techbranche,Swissmem,sieht deshalb den »Wohlstand aller in Gefahr«. Zehntausende Stellen könnten verloren gehen,sagte Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher. Auch der Industrieverband Economiesuisse warnt vor Firmenpleiten.
Gezahlt werden müssten die Zölle von den US-Importeuren und damit oft letztlich von den US-Verbrauchern,gleichzeitig würden Produkte »Made in Switzerland« dadurch so teuer,dass die Bestellungen einbrechen dürften. Die USA sind vor Deutschland der wichtigste Exportmarkt der Schweiz,mit fast 19 Prozent Anteil am Gesamtexport.
Die Schweiz wäre zudem im Vergleich zur EU benachteiligt. Für diese gilt derzeit ein Importzoll von 15 Prozent. »Wenn die Zolldifferenz bleibt,würde das sicher einen Impuls nach Deutschland bringen«,sagt Hans Gersbach,Co-Direktor der Konjunkturforschungsstelle (Kof) der Universität ETH in Zürich. Es könne Produktionsverlagerungen nach Deutschland geben. Gleichzeitig wären auch deutsche Zulieferer Schweizer Firmen negativ betroffen.
Die Kof rechnet bei 39 Prozent Zöllen mit einem Rückgang des Schweizer Bruttoinlandsprodukts von 0,3 bis 0,6 Prozent. Wenn die bislang ausgenommene Pharmaindustrie dazu käme,dürften es mindestens 0,7 Prozent sein. Die Schweizer Präsidentin Karin Keller-Sutter ist deshalb kurzfristig nach Washington gereist,um zu versuchen,das Schlimmste noch abzuwenden. Folgende Branchen wären in der Schweiz besonders betroffen.
Uhrenindustrie: Schweizer Uhren stehen bei den Reichen in den USA hoch im Kurs: Rolex,Breitling,Tag Heuer – solche und ähnliche Marken wurden an Handgelenken von Donald Trump und anderen Milliardären in seinem Kabinett gesehen. In kein Land gehen so viele Schweizer Uhren wie in die USA: Stücke im Wert von 4,3 Milliarden Franken waren es 2024. Der US-Anteil an den Uhrenexporten liegt bei 16,8 Prozent.
Maschinenindustrie: Schweizer Unternehmen sind mit Präzisionsmaschinen und Bauteilen in manchen Bereichen unter den Weltmarktführern,etwa bei Spezialbaggern,Inspektionsgeräten zur Kontrolle von Pipelines oder bei Sensoren für Fabrikautomation. Wenn die Konkurrenz wegen unterschiedlich hoher Zölle günstiger liefern kann,haben Schweizer Firmen womöglich das Nachsehen.
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Problem Gold: Der Goldexport in die USA ist zuletzt massiv gestiegen,als Reaktion auf die Volatilität der Märkte. Im ersten Halbjahr gingen nach Angaben des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit 475 Tonnen in die USA,im ganzen vergangenen Jahr waren es 153 Tonnen. Das brachte den Schweizern von Januar bis Juni 39,2 Milliarden Franken an Einnahmen.
Zu den Exportsorgen kommen noch Währungsungleichgewichte hinzu. Der Dollar schwächelt seit Trumps Amtsantritt. Da auch der Schweizer Franken als sichere Währung gilt,ist dieser deutlich teurer geworden. Seit Januar legte der Franken im Vergleich zum Dollar um rund 14 Prozent zu. Was Schweizer Exporte zusätzlich teurer macht. Von Trump ist das durchaus so gewünscht: »Mit einem schwächeren Dollar verdient man verdammt viel mehr Geld«,sagte er kürzlich.
ssu/dpa