2025-11-05 https://www.spiegel.de/wirtschaft/norwegen-staatsfonds-setzt-ethisch-begruendete-verkaeufe-aus-a-bd9538ac-a097-42d1-92bc-f205026decef HaiPress

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Jens Stoltenberg,der norwegische Finanzminister
Foto: Lise Åserud / NTB / picture alliance
Das norwegische Parlament hat die ethisch begründeten Verkäufe von Unternehmensanteilen aus seinem Staatsfonds vorübergehend ausgesetzt. Während der rund einjährigen Pause sollen die Richtlinien des 2,1 Billionen Dollar schweren weltgrößten Staatsfonds grundlegend überarbeitet werden,wie Finanzminister Jens Stoltenberg im Parlament in Oslo sagte.
Der Vorschlag der sozialdemokratischen Arbeiterpartei wurde nach Angaben der norwegischen Nachrichtenagentur NTB mit 85 zu 17 Stimmen angenommen. Die Fortschrittspartei,die Konservative Partei,die Zentrumspartei und die Christdemokratische Partei unterstützten den Vorschlag der Arbeiterpartei.
Der Schritt erfolgt angesichts internationaler Kritik,insbesondere aus den USA. Das Außenministerium in Washington hatte sich im September »sehr beunruhigt« über die Entscheidung des Fonds gezeigt,sich von Anteilen am Baumaschinenhersteller Caterpillar zu trennen. Grund war der Einsatz von Produkten des Unternehmens durch israelische Behörden im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland.
»Die Welt hat sich verändert,seit die ethischen Richtlinien erstmals verabschiedet wurden«,sagte Stoltenberg. »Die Regeln müssen überprüft werden.« Diese stammen aus dem Jahr 2004 und verbieten unter anderem Investitionen in Unternehmen,die an schweren Menschenrechtsverletzungen in Kriegs- oder Konfliktsituationen beteiligt sind.
Ein unabhängiges Ethikgremium untersucht Vorwürfe und gibt Empfehlungen für den Verkauf von Anteilen ab. Die letztendliche Entscheidung trifft der Vorstand der Zentralbank. Diese Empfehlungen werden nun für die Dauer der Überprüfung auf Eis gelegt.
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Die Entscheidung ist innenpolitisch höchst umstritten. Mehrere linke Parteien,auf deren Unterstützung die Minderheitsregierung der Arbeiterpartei sonst angewiesen ist,verurteilten den Vorschlag. Die Sozialistische Linke warf der Regierung vor,aus Angst vor den USA zu handeln. »Dies geschieht ohne Zweifel aus Angst vor den Reaktionen Trumps«,sagte die Abgeordnete Ingrid Fiskaa. Im jüngsten Wahlkampf war die Investitionspolitik des Fonds in Israel ein zentrales Thema.
esk/Reuters